Am 17. Oktober 2019 warnte das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) in einer Pressemitteilung vor dem „Selbstmischen von E-Liquids“. Dies geschah vor dem Hintergrund der Vorfälle in den USA, wo über 30 zumeist junge Menschen durch den Konsum von Haschisch-Liquids vom Schwarzmarkt gestorben waren, weil die Liquids mit einer öligen Flüssigkeit gestreckt waren.
Die Interessengemeinschaft ExRaucher verurteilte diese Mitteilung, da der Anschein erweckt wurde, dass auch das Selbstmischen der in Europa legal gehandelten Liquid-Aromen mit besonderen Risiken behaftet sei. [1]
Darüber hinaus enthielt die Pressemitteilung eine bemerkenswerte Aussage: „Bei Meldungen bzw. Nachfragen an die Giftinformationszentren sind häufig selbstgemischte E-Liquids die Ursache.“
In der öffentlichen Wahrnehmung musste der Eindruck entstehen, dass aktuell in den Giftnotrufzentralen gehäuft Problematiken mit selbst gemischte E-Liquids angesprochen werden.
Die Interessengemeinschaft ExRaucher fragte daraufhin schriftlich bei den Giftnotrufzentralen in Deutschland, Österreich und der Schweiz an und bat um Auskunft:
Wie viele Fälle hat es gegeben? Wie waren diese gelagert? Um welche problematischen Stoffe geht es?
Auf unsere zehn Anfragen erhielten wir vier (kurze) Antworten. Ein signifikantes Auftreten von Fällen wurde nicht ein einziges Mal bestätigt.
Hingewiesen wurde allerdings auf eine „Studie“ von BfR und Giftnotrufzentralen zu eben diesem Thema, auf deren Inhalt nicht näher eingegangen wurde. Man riet zu einer Nachfrage beim BfR.
Am 4. November 2019 fragten wir beim Bundesinstitut für Risikobewertung nach, wofür, wie behauptet, „selbstgemischte E-Liquids die Ursache“ tatsächlich seien und baten um weitere Ergebnisse aus der genannten Studie.
Eine Antwort erhielten wir nicht.
Diese Nichtbeantwortung legt den Schluss nah, dass tatsächlich gar keine Studie existiert oder dass das Ergebnis dieser Studie kein signifikantes Risiko zeigt, das die Behauptung des BfR stützen könnte.
Die Veröffentlichung der Pressemitteilung, die von den Medien aufgegriffen wurde, hat somit wieder einmal ein Risiko beschworen, das nicht existiert und die Verunsicherung in der Öffentlichkeit weiter verstärkt.
Während es längst wissenschaftlicher Konsens ist, dass das Dampfen gegenüber dem Rauchen um Größenordnungen weniger schädlich ist, halten inzwischen 57 Prozent der Deutschen das Dampfen für ebenso schädlich oder sogar schädlicher, und 91 Prozent der Raucher schließen es aus, in der Zukunft auf das Dampfen umzusteigen (Forsa-Umfrage 2019). Veröffentlichungen wie die des BfR tragen einen großen Anteil daran, wenn weiterhin jährlich ca. 120 000 Raucher in Deutschland an den Folgen des Tabak-Konsums sterben, während ein rechtzeitiger Umstieg auf das Dampfen vielen das Leben hätte retten können.
Die Interessengemeinschaft ExRaucher fordert von staatlichen Instituten, Gesundheitsbehörden und der Politik einen verantwortungsvollen Umgang mit ihrer Pflicht zur Aufklärung.
[1] Gefährliche Mischung