Berlin, 11.09.2017 Am 08.09.2017 veröffentlichte der Redakteur Frederik Jötten in der Zeitung NZZ am Sonntag (Neue Zürcher Zeitung AG) den Artikel „Der Dampf der E-Zigarette ist schädlich„. In dem Artikel werden Aussagen über eine vermeintliche Schädlichkeit der Nutzung von E-Zigaretten getroffen.
Frederik Jötten schreibt:
Eine der wenigen Studien, in denen die Effekte des E-Passiv-Rauchens untersucht wurden, stammt vom Landesgesundheitsamt in Bayern. Ergebnis: Nach zweistündigem E-Zigaretten-Rauchen konnten in der Luft das krebserregende Formaldehyd, der allergieauslösende Benzylalkohol und – bei Verwendung nikotinhaltiger E-Zigaretten-Flüssigkeiten – Nikotin nachgewiesen werden.
Die Behauptung, es gäbe nur wenige Studie zum „Passivdampfen“ ist eine Frage der Interpretation von „wenig“. Es gibt mindestens zehn Studien, die eine mögliche Fremdgefährdung durch „Passivdampfen“ untersucht haben. Frederik Jötten betreibt hier Cherrypicking, indem er sich nur auf eine einzige Studie [1] bezieht, die auch als einzige die Möglichkeit bietet, ein potentielles Risiko zu begründen. In der Studie aus dem Jahr 2013 wird lediglich über eine mögliche Fremdgefährdung gemutmaßt, ohne konkrete Gefährdungsmomente nachzuweisen. Nach dieser Studie sind vier weitere Studien durchgeführt worden, die als Resultat ergaben, dass eine Fremdgefährdung durch „Passivdampfen“ nicht zu erwarten ist. [2] [3] [4] [5] [6] [7] [8] [9] [10]
Die Feststellung von Formaldehyd in der Raumluft so zu interpretieren, als würde diese Substanz aus dem Aerosol der E-Zigarette stammen, war eine der größten Schwächen der angeführten Studie. Es wurde nicht berücksichtigt, dass der menschliche Körper selbst Formaldehyd erzeugt, der in der Ausatmungsluft eines jeden Menschen nachweisbar ist. Die gemessenen Werte entsprachen genau der Menge, die auch ohne Verwendung von E-Zigaretten lediglich durch den Atemvorgang in die Raumluft gelangt wären.
Weiter zitiert er die Aussagen des Landesgesundheitsamts in Bayern ohne eigene Recherche oder Überprüfung:
«Propylenglykol und weitere Substanzen im Aerosol von E-Zigaretten wirken augen- und atemwegreizend», sagt Studienautor Wolfgang Schober. «Die ultrafeinen Flüssigkeitspartikel, die aus übersättigtem Propylenglykol-Dampf gebildet werden, dringen bis in die tiefen Regionen der Lunge vor und können die Lungenfunktion beeinträchtigen und Entzündungsprozesse hervorrufen.»
Die Unschädlichkeit von Propylenglykol-Dämpfen wurde bereits durch zahlreiche Studien belegt. Außerdem ist die Aussage, Propylenglykol wirke augen- und atemwegsreizend, unpräzise. Es müsste vielmehr lauten „Propylenglykol kann augen- und atemwegsreizend wirken“. Ob ein derartiger Effekt auftritt ist von der persönlichen physischen Empfindlichkeit abhängig. [11]
Entweder hat der Autor die vom Landesgesundheitsamtes aus Bequemlichkeit ohne kritische Überprüfung übernommen oder er tat dies, weil sie in das Konzept seines Artikels passten. Insgesamt sind die getroffenen Aussagen jedoch als falsch einzustufen.
Frederik Jötten führt eine weitere Studie an, argumentiert dann aber mit einer anderen Studie:
Eine andere Studie, die während einer Werbeaktion für E-Zigaretten mit sehr vielen Rauchern in einem Raum gemacht wurde, zeigte, dass die Raumluft dort ähnlich stark durch feine Partikel verunreinigt war wie in Gaststätten, in denen Zigaretten geraucht werden. Die feinen Teilchen rufen in kultivierten Lungenzellen und bei Mäusen Entzündungsreaktionen hervor.
Die Untersuchung der Wirkung auf das Lungengewebe der Mäuse ergab zwar geringfügige Auswirkungen, jedoch wurde in der Auswertung unterschlagen, dass der für eine Aussage wesentliche Wert der Entzündungsmediatoren trotz Exposition mit dem Aerosol unverändert blieb. Überdies wurden Mäuse untersucht, die bereits vor Studienbeginn infiziert waren. Es wurde also nicht das Hervorrufen einer Entzündungsreaktion festgestellt, sondern der Verlauf einer bestehenden Entzündung. Der Autor ist hier womöglich auf die seinerzeit durch die Medien missinterpretierte Aussage, das Aerosol habe eine Entzündung verursacht, hereingefallen. [12]
Letztlich sind auch die hier getroffenen Aussagen falsch, wie auch die Gesamtaussage des Artikels, „Der Dampf der E-Zigarette ist schädlich“, falsch ist.
Fazit
Herr Jötten schreibt die Unwahrheit, wenn er behauptet, der Dampf von E-Zigaretten sei schädlich!
Bewertung:
[1] http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1438463913001533 [2] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/28846634 [3] http://www.sciencecodex.com/new_study_finds_exhaled_ecigarette_vapour_particles_disappear_within_seconds-180599 [4] http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0013935114003089 [5] http://www.mdpi.com/1660-4601/11/6/6459 [6] https://academic.oup.com/ntr/article/16/6/655/1105301/Secondhand-Exposure-to-Vapors-From-Electronic [7] http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0761842513000855 [8] http://dadafo.dk/wp-content/uploads/2015/10/Passive-vaping_CSA_ItaEng.pdf [9] https://www.ocf.berkeley.edu/~dshuster/e-Cigarettes/McAuley_2012.pdf [10] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22672560 [11] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/28882640 [12] http://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0116861