April 18, 2024

Markterhebung oder Studie?

Die eGarage berichtet am 29.04.2017 über die „world´s biggest vaping survey“, die kürzlich startete. Zum Launch dieser Erhebung wurden an etliche Adressaten (Forenbetreiber, Blogger, Magazin-/Zeitschriften-Redaktionen etc.) ähnlich lautende Mails mit dem Betreff

„Die weltweit größte Dampferstudie“

versandt. Ist es nun eine ungenaue Übersetzung des Wortes „survey“ (was ja sowohl Erhebung, Umfrage oder auch Studie bedeuten kann) oder wurde der Begriff „Studie“ mit Absicht gewählt? An Studien sind wir Dampfer ja immer interessiert, insbesondere, wenn sich diese hauptsächlich (wie in der Mail erläutert) an E-Dampfer richtet. Das Wort „Studie“ in Verbindung mit schmeichelhaften Beschreibungen des eigenen Web-Projekts ist geeignet, dass man schnell „Hurra“ ruft und teilnimmt… und auch Werbung für die „Studienteilnahme“ betreibt.

Doch liest man die Mail ein wenig intensiver, so bleiben sehr viele Fragen offen. Es heißt da: „Dabei untersuchen wir das Dampfverhalten und die Dampfgewohnheiten von E-Zigaretten-User auf der ganzen Welt. Ebenso Bestandteil der Studie sind Fragen zu den gesetzlichen Rahmenbedingungen rund um E-Zigaretten und deren Akzeptanz in der Gesellschaft.“

Das klingt nach interessanten Fragen, die ggf. für die gesamte Dampfer-Szene interessant sein könnten. Und die Ergebnisse werden den Adressaten der Mail auch noch zur „kostenlosen Nutzung“ in Aussicht gestellt.

Aber es ist einfach zu wenig Fleisch auf den Rippen. Wir E-Dampfer sind ja „gebrannte Kinder“, was Umfragen anbelangt… und man erfährt nicht genau, um welche Erkenntnisse es gehen soll und vor allem, wer der Auftraggeber für diese „Studie“ ist.

Die Mail kommt von der P8 GmbH  mit Sitz in Österreich. P8 hat mit dem Dampfen aber keine Berührungspunkte, sondern ist offensichtlich nur für die Ausführung der „Studie“ zuständig. Schaut man sich das Firmenprofil an, so erfährt man, welches Ihre Betätigungsfelder sind:

Image Kommunikation
PR
Lobbying & Networking
Video Kommunikation
Projekt Communikation
Risiko Kommunikation
Produktentwicklung
Corporate Publishing

DAS allerdings klingt jetzt nicht nach einer „Studie“, die uns E-Dampfer weiterbringen und interessieren könnte.

Ruft man die Seite mit der „Studie“ auf, so erfährt man noch immer nicht, wer denn der Auftraggeber und Empfänger der Daten ist.

Wir haben nach Erhalt der Mail also einmal die für uns wichtigsten Punkte (nicht einmal unbedingt wegen der eigenen Teilnahme, sondern in Hinblick auf die angeregte Streuung der „Studie“) nachgefragt:

Sehr geehrte Frau L*****,

da Ihre Anfrage bezüglich Teilnahme und Verteilung der von Ihnen durchgeführten Dampferstudie an verschiedene Mitglieder des ExRaucher-Teams ging (wir betreiben teilweise eigene, teilweise gemeinsame Projekte, wie z. B. Die Nebelkrähe, Die Dampfdruck-Presse etc.), wende ich mich im Namen unseres Teams an Sie.

Sicherlich sind wir bereit, an einer solchen Umfrage teilzunehmen, um sinnvolle Erhebungen zum E-Dampfen zu ermöglichen. Ebenso sind wir grundsätzlich bereit solche Unternehmungen im Rahmen unserer Möglichkeiten (Medien, SN, Foren) zu unterstützen. Allerdings fehlen uns zu der Studie einige wichtige Informationen, um die wir Sie bitten möchten.

Durch wen wurde die Durchführung der Studie beauftragt? Wir gehen davon aus, dass Sie diese nicht im Rahmen Ihres eigenen Geschäftsfeldes durchführen.

Was sind die erwarteten Informationen und welchem Zweck sollen die Informationen dienen?

Gibt es eine wissenschaftliche Betreuung bzw. ein Monitoring bezüglich Durchführung und Auswertung der Studie?

Wo und in welchem Rahmen werden die Ergebnisse veröffentlicht bzw. zugänglich gemacht?

In welchem zeitlichen Rahmen wird die Studie durchgeführt?

 

Wir hoffen auf eine zeitnahe Beantwortung unserer Fragen, damit wir ggf. zu einem erfolgreichen Verlauf der Erhebung beitragen können.

 

Mit freundlichen Grüßen

i. A.

Leider ist uns bislang nicht geantwortet worden… auch das macht keinen besonders guten Eindruck.

Hangelt man sich durch den Fragenkatalog, so wird schnell offenbar: das ist keine „Studie“, das ist eine „Markterhebung“. Es steht also zu vermuten, dass ein Hersteller oder Händler dahinter steht. Die Fragen, die für uns Dampfer interessante Ergebnisse bringen könnten, sind unterrepräsentiert und auch eher gehaltlos. Die größte Zahl der Fragen dreht sich um Marken- bzw. Herstellerkenntnisse, Bezugsquellen, Produkterwartungen, Vorlieben und bevorzugte Systeme (offen, geschlossen oder beides… das ist auch der Hinweis auf den Auftraggeber).

Ich kann und will nicht für die Studie werben… weil es keine Studie ist… und weil da mit unfeinen Tricks gearbeitet wird. Die Markterhebung als „Studie“ zu tarnen, etlichen Webseitenbetreibern Honig um den Bart zu schmieren („…als eines der wichtigsten Medien der deutschsprachigen Dampferszene…“), Auftraggeber und Zweck nicht zu benennen und auf entsprechende Nachfragen nicht zu antworten, ist ausgesprochen unseriös.

Sendet man die Umfrage ab (was wir nicht getan haben), so erfährt man HINTERHER, dass die Umfrage im Auftrag der Firma Von Erl durchgeführt wurde. Weshalb erfährt man das nicht zu Beginn der Umfrage? Es spricht doch grundsätzlich nichts dagegen, an einer solchen Markterhebung teilzunehmen und Von Erl ist ja nun auch nicht „der Feind“, sondern ein etabliertes Unternehmen, das in der Szene durchaus Anerkennung findet. Die Entscheidung sollte man aber dem jeweiligen Adressaten überlassen und nicht eine Katze im Sack hinhalten und so tun, als wäre es eine „wertvolle Studie“ zum Thema Dampfen. Die Daten, die damit erhoben werden, sind für die Szene vollkommen uninteressant… und können auch keinen anderen Zwecken dienen. Ohne die Info, von wem die Umfrage durchgeführt wird, kann man auch dafür keine „Werbung“ betreiben, denn stellte Euch mal vor, am Ende, nach dem Absenden hätte nicht gestanden, dass die Umfrage im Auftrag der Firma Von Erl stattgefunden, sondern zum Beispiel im Auftrag des „ABNR e. V. und des dkfz.“… und ich hätte in der DDP dafür „geworben“, teilzunehmen. Hut ab! Das möchte ich mir nicht ausmalen! Und hier im Projekt ExRaucher wäre es auch dann ein unglückliches Ding, wenn es – wie im vorliegenden Fall – durch die Wirtschaft durchgeführt wird, denn die völlige Unabhängigkeit ist eines unserer Grundprinzipien.

Ich weiß nicht, ob Von Erl vorher wusste, dass hier mit einem Deckmäntelchen gearbeitet wird… oder ob P8 das aus strategischen Gründen selbst so angelegt hat (halte ich für wahrscheinlicher, denn Von Erl weiß sicher, wie „empfindlich“ die Szene auf undurchsichtige Dinge reagiert).

Unser Fazit: Durchgefallen! So leid es uns für Von Erl tut… vielleicht suchen sie sich für kommende Erhebungen einen anderen Partner für die Durchführung.

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