April 25, 2024

Endlich wieder einmal: Kontra!

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Nach längerer Pause (es gab einfach keine bedeutenden öffentlichen bzw. öffentlichkeitswirksamen Lügen über das Dampfen) sind wir über ein Interview gestolpert, das ein „Kontra!“ wirklich erforderlich macht.

Auf der Kommunikationsplattform für approbierte Mediziner „esanum“ wurde ein Interview veröffentlicht, in dem zwei „altbekannte“ Lügen (Gateway-Effekt und „Wir wissen nicht, was drin ist“) und eine“nicht ganz so prominente und neuere“ unbewiesene Behauptung („Nikotinersatzprodukte von BIG-T sind besser) heraus gehauen werden.

Nun mag sich mancher fragen, wen das denn interessiert… kaum jemand kennt „esanum“ und auch der dort interviewte Prof. Dr. Kiefer wird wohl den meisten nicht bekannt sein. Also wozu der Aufwand? Damit kann ja keiner was anfangen.

Nun, auf den ersten Blick mag es so erscheinen, aber da steckt leider mehr Potential dahinter, als es auf den ersten Blick offenbart.

Es fängt mit der Plattform „esanum“ an. Ein erster Blick in Wikipedia fördert folgende Information zutage:

Esanum (Eigenschreibweise: esanum) ist eine Kommunikationsplattform für approbierte Ärzte. Das Online-Netzwerk versammelt unter dem Motto „Von Ärzten für Ärzte“ fachbereichsübergreifend mehr als 83.000 approbierte Ärzte und ist damit eines der größten sozialen Netzwerke für Mediziner in Deutschland, Europa und Lateinamerika. esanum bietet Ärzten die Möglichkeit, sich über Behandlungsmethoden, Weiterbildungen, Stellenangebote, Indikationserweiterungen und Leitlinienänderungen zu informieren sowie untereinander fachübergreifend auszutauschen und zu vernetzen. Mitglied bei esanum können nur approbierte Ärzte werden, sodass eine hohe Qualität des Austauschs gewährleistet ist.

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Esanum

k01_1Im Ärzteblatt fällt zu dem Thema „Mediziner-SN“ dann auch noch dieser Satz auf, der den Geschmack von Gallenflüssigkeit im Mund erzeugt:

„Die Fachcommunitys haben sich in den vergangenen Jahren neben dem fachlichen Austausch zu einer wichtigen Schnittstelle zwischen Pharmaindustrie und Ärzten entwickelt. Industriepartner nutzen diese Portale zum Beispiel, um über Indikationserweiterungen zu informieren.“

Quelle:http://www.aerzteblatt.de/archiv/151197/Fachcommunitys-Aerzte-wollen-ein-Portal-fuer-alles?s=esanum

Gräbt man tiefer im Informationspool Internet, so muss man feststellen, dass „esanum“ tatsächlich das Facebook der Mediziner ist. Die Mitgliederzahlen sind enorm und die Inhalte werden genau so gerne gefressen, wie die Inhalte besagter „bürgerlicher“ Plattform oder sogenannte Informationen von Fernsehsendern mit einem R vorne und einem L hinten… oder „Informationen“ aus BLÖD… oder, oder. Das bedeutet, dass diese Plattform innerhalb der Ärzteschaft eine große Bedeutung hat und sich Informationen von dort recht schnell unter den Medizinern verbreiten. Und da haben wir den Salat. Der Passus, dem wir mit Kontra! widersprechen, wird zunächst genau mit dem Informationsgehalt, wie er in dem Interview veröffentlicht wurde, von den niedergelassenen Ärzte in Deutschland aufgenommen. Einige – die einen Bezug zu dem Thema an sich haben… also Sucht etc. – werden diese Informationen direkt abspeichern, bei den anderen bleiben die Informationsschnipsel aber auch im Kopf… in einer Schublade im Hinterkopf. Die Mediziner „wissen“ jetzt also, dass E-Dampfen Jugendliche und Kinder zu Rauchern macht, dass Nikotinersatzprodukte („Schnittstelle zwischen Pharmaindustrie und Ärzten“… das ergibt dann auch Sinn) viel, viel besser sind, weil es Medizinprodukte sind und weil die „E-Zigarette“ keins ist und dass man gar nicht weiß, welchen „Chemiecocktail“ man da inhaliert.

Gut… aber nehmen die Ärzte denn das überhaupt für voll? Wer kennt schon den Herrn Prof. Dr. Kiefer? Wer ist denn das schon?

Nun, auch das ist nur eine anscheinende Harmlosigkeit. Mir war der Herr Professor auch nicht bekannt. Aber ich kann nicht anders und MUSS recherchieren. Ist gar kein großes Problem gewesen. Das ist keine gänzlich unbedeutende Figur. Er ist ärztlicher Direktor beim ZI Mannheim (Zentralinstitut für seelische Gesundheit), tritt als Dozent bei Weiterbildungen des Personals der Oberbergkliniken (wer, wie ich dienstlich mit suchtkranken Mitarbeitern zu tun hatte, dem ist „Oberberg“ ein Begriff), hatte schon Auftritte bei den GEZahlsendern zum Thema Suchtforschung, wurde auch von großen Tageszeiten hin und wieder zur Suchtthematik interviewt, ist Schatzmeister (und Angehöriger) der DG Sucht (Deutsche Gesellschaft für Suchtforschung und Suchttherapie e. V.) und schließlich hat er eine Professur bei der Klinik für Abhängiges Verhalten und Suchtmedizin / Zentralinstitut für Seelische Gesundheit / Universität Heidelberg.

Das bedeutet, dass seine Aussagen durchaus ein gewisses Gewicht haben.

Unabhängig davon ist es nicht unwahrscheinlich, dass sein Interview von anderen „Blättern“ der Medizinszene aufgegriffen wird (irgendwelche Apotheker- oder Ärztezeitungen). Von da ist es dann nur noch ein kleiner Schritt zu den Dreckschleudern Locus, Spülgel, BLÖD etc. pp. Ich bin sicher, dass wir in der nächsten Zeit mit diesen Informationen auch an anderer Stelle belästigt werden… und weil der Durchschnitts-Medien-Konsument noch immer alles glaubt, was in der Zeitung steht und im Fernsehen gesagt wird, werden diese „Lehren“ ganz schnell in den Kopf des Volkes transportiert und wir wieder mit Scheiß-Argumenten konfrontiert, wenn wir an der Haltestelle dampfen.

Warum ich befürchte, dass es von „esanum“ in die breitere Öffentlichkeit durchsickern wird? Na weil es gerade so gut passt. Die Abstimmung über das Änderungsgesetz zum TabakerzG steht an, da wird es wieder Zeit, die Öffentlichkeit auch einzustimmen. Im Hintergrund haben da sicher alte Bekannte auch noch ihre Finger mit im Spiel.

k01_2Habe mir übrigens in K_07 verkniffen, Herrn Prof. Dr. Kiefer zu bitten MaPöLa schöne Grüße auszurichten, wenn er das nächste Mal mit ihr gemeinsam zu Tisch in Heidelberg ist. Nun, das hole ich hiermit dann an dieser Stelle einfach nach… also: Schöne Grüße an die „Monika“.

 

K_07: Prof. Dr. Falk Kiefer – E-Zigarette führt könnte Jugendliche an das Rauchen heranführen

Einen Hinweis habe ich noch (Alukappe hab ich schon auf… wobei… ich glaube, die brauche ich gar nicht).

Nein, wir sind NICHT zu blöd, „Deutsch geradeaus“ zu schreiben. Der verschrobene Titel ist genau so und wortwörtlich dem Interview entnommen (das in archive.org gespeichert wurde, damit nachträgliche Änderungen nachvollziehbar werden).

führt könnte“… was‘das für‘n scheiße Deutsch-ey? Nun das ist garantiert ein Tipp- bzw. Korrekturfehler. Ich (drum die Alukappe) bin mir sicher, die Überschrift (ist im Übrigen die einzige Zwischenüberschrift im gesamten Interview… das zeigt schon, dass genau diese Lügen besonders hervorgehoben werden sollten) lautete im ersten Entwurf

E-Zigarette führt Jugendliche an das Rauchen heran

Vielleicht ist dann irgendwem aufgefallen, dass sich das ja gar nicht belegen lässt und es inzwischen so einige Studien gibt, die das sogar widerlegen. Also leiht man sich bei „Monika“ ein Tütchen Konjunktiv, nimmt einen heraus (das „könnte“ im glitzernden Silberpapier) und ändert den Satz in

E-Zigarette könnte Jugendliche an das Rauchen heranführen

…also so sollte der Satz aussehen… doch weil man vielleicht von Pokemon abgelenkt war, löscht man versehentlich das „führt“ nicht und so entsteht der holprige Satz und bleibt stehen.

Dummer Ausrutscher… zeigt er doch, was die eigentliche Intention bei dieser Frage und Antwort im Interview war.

Na und DESHALB haben wir mal wieder „Kontra!“ gesagt.

Ein Gedanke zu “Endlich wieder einmal: Kontra!

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